Herausforderung Generationenwechsel

Nachricht Uelzen, 19. Oktober 2014

Visitation in Uelzen - Rathing zieht Bilanz

Landessuperintendent Dieter Rathing hat den bevorstehenden Generationenwechsel in der Kirche als Herausforderung bezeichnet. „Suchen Sie heute mal junge Menschen für die Tschernobyl-Hilfe oder die Partnerschaftsarbeit mit Südafrika“, sagte der Lüneburger Regionalbischof anlässlich seiner Visitation im Kirchenkreis Uelzen. Dabei engagieren sich im knapp 60.000 evangelische Kirchenmitglieder zählenden Kirchenkreis laut Propst Jörg Hagen „mehrere Tausend Ehrenamtliche“. Doch die Gemeindemitglieder, die noch eine persönliche Erinnerung etwa an die  Nuklearkatastrophe oder die Zeit der Apartheid hätten, zögen sich aus Altersgründen zurück. „Wie wird das weitergehen“, fragte Jörg Hagen im Pressegespräch. „Neue Formate“ ehrenamtlicher Mitarbeit würden gebraucht, die etwa zeitlich befristet sein müssten.

Auch die zurückliegenden Personaleinsparungen verlangten ein Umdenken. „Kirchliche Arbeit ist auch möglich, wenn nicht mehr jedes Dorf einen eigenen Pastor hat“, zeigte sich Rathing mit Hinweis auf die Mobilität der heutigen Gesellschaft überzeugt. Allerdings lernten das jüngere Menschen, etwa Konfirmanden, eher als ältere.Von einem gelungenen Experiment berichtete in dem Zusammenhang Propst Hagen: Benachbarte Gemeinden hätten sich im vergangenen Sommer dazu verabredet, nur jeweils einen Gottesdienst in der Region an wechselnden Orten zu feiern. Im Vergleich zu den Vorjahren seien in der Summe viel mehr Menschen als sonst gekommen.

Zum Abschluss seines achttägigen Besuchsprogramms mit insgesamt knapp 50 Terminen würdigte der Landessuperintendent die „geistliche Vielfalt“ des Kirchenkreises, nannte beispielsweise die Klöster Ebstorf und Medingen, das Missionarische Zentrum in Hanstedt und die Woltersburger Mühle, ein Zentrum für biblische Spiritualität und gesellschaftliche Verantwortung.

Auch im Bereich der Diakonie sei der Kirchenkreis Uelzen breit aufgestellt, für Rathing gehören dazu auch allein vier in Kliniken wirkende Seelsorger. Der Friedhofsverband kümmere sich um eine zeitgemäße Bestattungskultur. Auch die Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen sei in Stadt und Landkreis Uelzen vorbildlich. „Dafür bin ich sehr dankbar“, so Rathing.

Den geplanten Zusammenschluss des Kirchenkreisamtes mit der kirchlichen Verwaltung des Nachbarkreises Lüchow-Dannenberg sparte Rathing bei seiner vorläufigen Bilanz nicht aus: „Mein Respekt, dass Ehrenamtliche an Strukturen wie diesen so intensiv arbeiten!“ Im Blick auf laufende Verhandlungen mit dem Landeskirchenamt stellte sich der Regionalbischof auf die Seite des Kirchenkreises: „Wenn die Landeskirche eine gemeinsame Verwaltung will, erwarte ich auch eine finanzielle Beteiligung.“

Zu den weiteren Stationen der alle sechs Jahre stattfindenden Visitation gehörten auch Besuche bei nicht-kirchlichen Einrichtungen, wie zum Beispiel der Zuckerfabrik in Uelzen, dem ökologisch und nachhaltig wirtschaftenden Naturkosthersteller Bohlsener Mühle und der Bundespolizei-Kaserne auf dem Hainberg. Hier traf Rathing auch Kinder der Bediensteten an und zeigte sich davon beeindruckt. „Wenn schon die Bundespolizei so familienfreundlich ist, dann müssen wir es als Kirche erst recht sein.“ 

Hartmut Merten