Ein Prachtraum von Musik

Nachricht Bremerhaven, 09. September 2017

Selten aufgeführte Barock-Messe berührt noch heute
Samstag, 23. September, Paulus-Kirche, Bremerhaven-Lehe

Bremerhaven.

Datum: Samstag, 23. September 2017 Beginn: Zwei Aufführungen: 17 Uhr und 19 Uhr, Einlass jeweils eine halbe Stunde vorher Ort: Pauluskirche, Hafenstr. 124, 27576 Bremerhaven Veranstalter: Kulturkirche Bremerhaven, Kreiskantorat Bremerhaven, Markuskirche Hannover Eintritt: 22 € Normalpreis, erm. 20 €, Kinder und Jugendliche bis einschließlich 17 Jahren 5 €, unter www.kulturkirche-bremerhaven.de oder an den bekannten VVK-Stellen

Heinrich Ignaz Franz Biber hatte Großes vor, als er 1682 die „Missa Salisburgensis“ für die 1100-Jahr-Feier des Bistums Salzburg komponierte. Geschaffen hat er eine Sensation: Zwei vokale und vier instrumentale Chöre musizieren, Pauken, Trompeten und Orgel erklingen. Im Stile einer – damals sehr beliebten – venezianischen Mehrchörigkeit entstand Musik, die heute noch berührt, wegen ihres Volumens beeindruckt und deren Raumklang die Hörer zum Staunen bringt. Für die Bremerhavener Aufführungen am 23. September kommen die Evangelische Stadtkantorei Bremerhaven, der MarkusChor Hannover, das Barockensemble la festa musicale und weitere acht Solisten unter der Leitung von Eva Schad zusammen. Dieses Chorkonzert findet im Rahmen des Reformationsjahres statt und wurde auch als Programmpunkt der diesjährigen Niedersächsischen Musiktage ausgewählt. Deren Motto ist das Thema „Raum“.

Musik als Machtinstrument
Für heutige Zuhörer steht denn auch das ergreifende Raum-Klang-Ereignis im Vordergrund; bei seiner Premiere aber wusste der Komponist vor allem seinen klerikalen Auftraggebern zu gefallen. Denn ihm ist es mit der Messe gelungen, die Macht der Kirche in groß dimensionierten Klang umzusetzen. Das war damals auch nötig: Angesichts der vielen Erfindungen und Errungenschaften in Wissenschaft und Technik sorgte sich die Kirche um ihren Führungsanspruch auf die Definition der Welt. Dass der Kirchenraum gleichsam als eigenes Instrument wirkt, erreichte Biber, indem er die Sänger im ganzen Kirchenraum verteilte und so eine ungewöhnliche, räumlich-perspektivische Klangwirkung erzielte. Mehr als hundert Sänger und Instrumentalisten gestalteten die Uraufführungen, eine für barocke Verhältnisse riesige Besetzung. Doch trotz des Erfolges scheute man in den Folgejahren den immensen Aufwand und die Messe geriet in Vergessenheit. Eine der seltenen Aufführungen fand im letzten Jahr bei den Salzburger Festspielen statt, mit der Biber als einer der wichtigsten Salzburger Kapellmeister gewürdigt wurde.

Authentische Aufführung
Auch beim Bremerhavener Chorkonzert sind die Musizierenden auf mehrere Emporen und unterschiedlichen Positionen im Raum verteilt. Zu den beiden achtstimmigen Chören treten jeweils acht Solosänger hinzu, die sich gegenseitig ergänzen und einander echoartig antworten. Neben der Evangelischen Stadtkantorei Bremerhaven sorgt der MarkusChor Hannover für den voluminösen Klang. Der Chor wurde 1969 gegründet und hat sich ebenso wie das Bremerhavener Pendant auf „große“ Kirchenmusik spezialisiert. Beide Gesangsgruppen kooperieren für die Aufführung erstmals miteinander. Für das authentische Klangbild sorgen auch die Musikinstrumente des in Hannover ansässigen Ensembles „la festa musicale“: diese entstammen wahrlich der Barockzeit. Die musikalische Leitung der Musizierenden liegt in den Händen von Kantorin Eva Schad. Die Orgel spielt Martin Dietterle, der zu den ehemaligen Schülern von Eva Schad gehört und mittlerweile als Stadtkantor an der Markuskirche in Hannover wirkt. Sich dem ungewöhnlichen Werk „Missa Salisburgensis“ als Beitrag zum Reformationsjahr zu widmen, geht auf Dietterle zurück, der sich schon vor zwei Jahren der opulenten Messe zugewandt hatte. Er ebnete auch den Weg in das Programm der Niedersächsischen Musiktage.

Geförderte Musik
Rund eine Stunde dauert die Aufführung in der Pauluskirche in Lehe, die ebenso wie die Markuskirche in Hannover als Kulturkirche wirkt. Gefördert wird die Aufführung von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, der Wespa Bremerhaven und der Bremerhavener Ursula-Wulfes-Stiftung.
Da für dieses Ausnahmekonzert mit einer großen Nachfrage zu rechnen ist, wird die Messe am selben Tag gleich zweimal aufgeführt.