Unter dem Motto „frei!?“ lädt die Kirchengemeinde Selsingen und der Kirchenkreis Bremervörde-Zeven ein zum Gottesdienst „gut:jetzt“ am 13. August in die Lagerkirche nach Sandbostel. „Gut:jetzt“ ist ein generationsübergreifendes Forum und eine Impuls-Werkstatt. Ein Gottesdienst zum selber denken und glauben.
Noch am 15. Juni 1961 sagte der damalige DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht, dass niemand die Absicht hätte, eine Mauer zu errichten. Wenig später wurde die Mauer gebaut ...
Heute, 56 Jahre danach, ist das Bauen von Mauern ein probates, politisches Mittel, um Nachbarn und Flüchtlinge auszugrenzen und teilt Menschen in gut und schlecht, arm und reich, wir und ihr, Leben und Resignation.
Der nächste „gut:jetzt“-Gottesdienst am 13. August, um 18.00 Uhr nimmt dieses Thema zum Anlaß in der Lagerkirche Sandbostel über das Thema „frei!?“ nachzudenken. Diese Ausgabe des „gut:jetzt“ ist zugleich der 1. Geburtstag dieses neuen Gottesdienstformats, dass es seit 2016 gibt und soll entsprechend gefeiert werden. Gleich nach dem Gottesdienst gibt es ein exklusives Kurz-Konzert mit dem Frontmann von „Another girl called Josephine“, Jan-Philip Grüthusen aus Barchel. Das Konzert findet vor der Lagerkirche statt oder aber – bei schlechtem Wetter – in der Lagerkirche. Gespielt werden Lieder zum Thema „frei“ aus diesen und vergangenen Jahren. Die „Playlist“ ist offen und so ist es möglich, Liederwünsche für dieses einmalige Konzert einzureichen. Je eher die Musikwünsche eintreffen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie auch einen Platz auf der „Playlist“ bekommen werden. Bestenfalls gibt es einen Mix aus ganz unterschiedlichen Liedern und Stilen aus den ganz unterschiedlichen Jahrzehnten. Liederwünsche einfach per Email an: michael.Freitag-parey@fub-oese.de oder aber per WhatsApp an Michael Freitag-Parey: 0152-31739378.
Das Konzert findet gleich im Anschluss an den Gottesdienst gegen ca. 19.00 Uhr statt und endet gegen 20.00 Uhr. Zwischendurch gibt es, wie auf jedem guten Geburtstag, Eis für alle.
Eine Veranstaltung der St.-Lamberti Kirchengemeinde Selsingen und des Kirchenkreises Bremervörde-Zeven
Auszug aus dem Interview mit Jan-Philip Grüthusen zum Thema „frei!“
Welcher Musiktitel fällt dir ein zum Thema frei und warum?
Da fällt mir „Gimme shelter“ von den Rolling Stones ein, der für mich wegen des Instrumentals, aber auch wegen seiner Message und im Kontext der Zeit, in der er aufgenommen wurde, zu den besten Songs aller Zeiten gehört. Aufgenommen in den späten 60er Jahren, in einer Zeit, die von Unruhen und globaler Anspannung und Konflikten, wie dem Vietnam-Krieg geprägt war, singt Mick Jagger davon, wie schnell Freiheit genommen werden und Krieg entstehen kann. „War, children, it's just a shot away“. Er stellt die Unsicherheit der Menschen dar und unser Bedürfnis nach Schutz, Frieden und Freiheit, dass auch heute noch genauso da ist. Durch den grandiosen Gesangspart von Merry Clayton, die mit einer unglaublichen Power „rape, murder, it's just a shot away“ singt, wird bei mir immer wieder der Gedanke freigesetzt, dass wir immer für Frieden und Freiheit kämpfen müssen, da dieser Zustand schneller verschwinden kann, als wir denken. Aber die Antwort, wie wir das schaffen können, geben uns Jagger und Clayton auch: „I tell you love, sister, it's just a kiss away“. Liebe ist etwas, dass wir alle schenken können und gerade in unsicheren Zeiten ist es wichtig, dass wir nicht vergessen, dass es auch anders geht. „War, rape, murder“ ist nie eine Lösung und hat immer eine Alternative. Für mich ist der Song auch gerade in Anbetracht der Kriege im Nahen Osten so wichtig und aktuell. Den Menschen wurde dort innerhalb weniger Jahre alle Freiheit genommen und sie kamen zu uns. Viele Menschen nahmen sie hier auf und gaben ihnen Schutz und Liebe. Das macht für mich die tolle Zeile „I tell you love, sister, it's just a kiss away“ greifbar und deshalb berührt mich dieser Song, wenn es um das Thema frei-sein geht.
Was bedeutet dir Freiheit?
Freiheit bedeutet mir sehr viel, denn Freiheit heißt für mich nicht nur, nicht im Gefängnis zu sitzen oder eingesperrt zu sein.
Ich fühle mich frei, da ich entscheiden kann, was ich machen möchte, wohin mein Weg gehen soll, sowohl beruflich als auch persönlich. Ich kann zu Konzerten gehen, auf Veranstaltungen und an alle Orte, die ich möchte, ohne mir die Frage stellen zu müssen: Ist es hier auch sicher? Kann ich mich hier frei bewegen?
Ein sehr wertvolles Gut der Freiheit ist für mich, meine Meinung sagen zu können. Ich finde es enorm wertvoll, dass ich die Freiheit habe, mir über freie Medien Informationen zu beschaffen, mich zu bilden und mir ein eigenes Urteil über Dinge zu machen, die ich dann auch äußern darf. Das macht mir vor allem in meinem Studium Spaß. Wir können frei unsere Meinung äußern und der Wert des Dialogs und der Diskussion ist an der Uni ein sehr großer. Es macht zudem frei, Musik zu machen, wann und wie ich es möchte. Ich würde es schrecklich finden, nur mit Musik auftreten zu dürfen, die systemkonform ist, so wie es zum Beispiel in der DDR oder in vielen heutigen Ländern noch der Fall ist und war.
Ich bin auch frei darin, mir meinen Beruf auszusuchen und mein Studienprofil so zu gestalten wie ich es möchte. Ein großes Privileg der Freiheit, das viele andere Menschen so nicht haben. Meine Freiheit bedeutet mir sehr viel und ich bin oft dankbar dafür, denn ein glückliches und würdevolles Leben ist nur in Freiheit möglich.
Michael Freitag-Parey